Taugt der amerikanische Elektrosportler Tesla Roadster Sport 2.5 auch für den Weekend-Ausflug in die Berge? Ein Erlebnisbericht.
Es ist Liebe auf den ersten Pedaldruck: Auf der Autobahn von Zürich Richtung Chur lasse ich mit dem offenen Zweisitzer jeden Benziner locker hinter mir. Durch das unmittelbar verfügbare hohe Drehmoment schlägt der Elektrosportler von Tesla Motors in der Disziplin Beschleunigung fast jeden Sportwagen. Er sprintet mit einem leisen Surren innert 3,7 Sekunden von null auf 100 Kilometer pro Stunde. Schon nach wenigen Kilometern wird mir klar: Dieser Wagen ist der Albtraum jedes Ölscheichs. Nichts erinnert mich an meine lange zurückliegenden Probefahrten mit Elektrofahrzeugen der «ersten» Generation. Sie boten weder Fahrspass, Beschleunigung noch eine genügende Reichweite.
Bergab gibts Energie
Beim Tesla ist aber alles anders: Auch auf der kurvenreichen Bergstrecke von Ilanz nach Vals geht den 6831 Akkuzellen beispielsweise nicht die Energie aus. Auf Talfahrten gewinnt der Tesla zudem per Motorbremse Energie zurück und lädt die Batterien. So gewinne ich gemäss Ladeanzeige wieder einige Kilometer Reichweite dazu. Obwohl das gar nicht nötig wäre: Die von Tesla versprochenen und realistischen 340 Kilometer Batterie-Reichweite genügen locker für die 170 Kilometer lange Strecke von Zürich nach Vals.
Im Cockpit des Tesla stört während der Fahrt zudem kein Motorenlärm den Musikgenuss aus der HiFi-Anlage, und die Nase bleibt frei vom Benzingeruch – daher können auch die Anwohner auf meiner Testroute aufatmen und die verdiente Ruhe geniessen. Höchstens der Geruch «verbrannter» Pneus stört allenfalls die Bergidylle. Auf der kurvenreichen Strasse in Richtung Vals zeigt sich ein weiteres Plus von Elektroautos: Das ständige Gangschalten und Kuppeln entfällt – der Tesla hat lediglich einen Gang.
Keine Ladestation in Vals
Die Fahrt belegt zudem: Die Batterie des über 130 000 Franken teuren Sportlers macht auch bei längeren Bergstrecken und sehr zügiger Fahrweise nicht vorzeitig schlapp. Die Suche nach einer Ladestation gestaltet sich dann aber aufwendig: Es gibt zwar mittlerweile über 635 Stromtankstellen in der Schweiz – siehe www.twikeklub.ch –, in der strom- und wasserreichen Gemeinde Vals ist aber keine zu finden. Immerhin: Elektroinstallateur Paul Gartmann verfügt in seiner privaten Garage über den passenden 32-Ampere-Anschluss mit einer sogenannten CEE-Steckdose. Nur dank seiner Hilfsbereitschaft kann ich die halb leeren Akkus über Nacht während rund sieben Stunden wieder voll aufladen.
Die für ihre Architektur weltberühmte Badetherme in Vals mit dem dazugehörigen Hotel konnte den Tesla-Akkus leider keine Energie einhauchen – es fehlte schlicht der passende Starkstrom-anschluss. Mittlerweile bieten aber immer mehr Hotels in der Schweiz und in ganz Europa eigene Ladestationen für Elektroautos an. Das Problem mit den je nach Land unterschiedlichen Anschlüssen könnte aber bald gelöst sein. Energieunternehmen und Autohersteller haben sich auf einen Normstecker geeinigt, mit dem das Elektroauto der Zukunft aufgetankt werden soll. Der Stecker arbeitet mit einer Leistung von 400 Volt und liefert bis zu 63 Ampere. Dank dem Normstecker sollen Fahrer eines Elektrofahrzeugs europaweit problemlos Strom nachtanken können.
Eine Ladung der Tesla-Batterie an einer ganz normalen Haushaltsteckdose wäre zwar technisch auch möglich, dauert aber 16 bis 18 Stunden. Eine 60-Ampere-Dose füllt den Akku in dreieinhalb Stunden, bei 32 Ampere dauert eine Vollladung neun Stunden.
Musik zum Schutz der Fussgänger
Auf einer Fahrt im Dorf erschrecken wir eine Valser Hochzeitsgesellschaft. Sie bemerkt uns eher spät, da wir fast lautlos auf die Menschenmenge «zugleiten». Dieses Sicherheitsproblem hat die E-Automobilindustrie erkannt: In Zukunft dürfte wohl ein im Auto erzeugter Musikteppich Passanten vor Kollisionen schützen. Der Elektromusik-Pionier Ryuichi Sakamoto liess sich dazu inspirieren, Musik für Elektroautos zu komponieren. Bald wird man wohl Auto-Klingeltöne für viel Geld aus dem Internet herunterladen können.
Was kostete nun aber die Fahrt mit dem Tesla von Vals nach Zürich im Vergleich zu herkömmlichen Transportmitteln? Die Rechnung ist rasch gemacht: Die SBB-Zugfahrt von Vals nach Zürich kostet für einen Erwachsenen ohne Halbtax-Abo rund 60 Franken. Wer den Tesla-Sportwagen in Vals mit Strom aus dem nahen Zervreila-Speichersee lädt, fährt massiv günstiger als per Zug oder Auto mit Verbrennungsmotor. Elektriker Paul Gartmann betont: «Eine Kilowattstunde Strom aus dem Stausee bei Vals kostet gerade mal 8 Rappen. Das Aufladen der halbvollen Batterie über Nacht hat somit lediglich circa 4 Franken gekostet.»
Fazit: Der Tesla Roadster Sport verbindet begeisternde Fahrleistungen mit praxistauglicher Reichweite. Der hohe Kaufpreis wird durch eine gute CO2-Bilanz und niedrige Betriebskosten kompensiert. Für mehrtägige Reisen ist der Tesla wegen des kleinen Kofferraums zwar nur bedingt geeignet, aber nach einer Fahrt im Stromer wird jedem Skeptiker klar: Der Elektromobilität gehört die Zukunft.
Batterien laden in Vals
Die Gemeinde Vals verfügt noch über keine offizielle Ladestation für E-Autos – die eigenen «Batterien» laden können Besucher in der Therme Vals. Die einzige Thermalquelle in Graubünden gilt als architektonisches Meisterwerk, und im Hotel Therme kann man ausgezeichnet essen (15 Gault-Millau-Punkte) und toll entspannen. Infos: www.therme-vals.ch