Die Bank Coop und Credit Suisse locken Sparer mit zeitlich limitierten Bonuszinsen auf Neugeldern. Die Angebote enthalten jedoch Fallgruben und einige sind sogar für Finanzprofis verwirrend.
Die Coop Bank wirbt mit «Fair banking» und lockt Sparer auch dieses Jahr wieder, ein Sparkonto Plus zu eröffnen. Es bietet einen «Vorzugszins» von 1,325 Prozent: Zum normalen Zinssatz von 0,325 Prozent kommt ein Jahr lang ein Zinsbonus von 1 Prozent. Im zweiten Jahr erhält der Sparer nur noch 0,7 Prozent. Zahlt er weiteres Geld ein, kommt wieder der Bonus von 1 Prozent hinzu – aber nur für jenen Betrag, den der Sparer neu eingezahlt hat. Der vermeintlich hohe Vorzugszins relativiert sich somit auf den zweiten Blick.
«Kompliziert formulierte Bedingungen»
Das verlockend klingende Sparangebot wird im ständigen Zinsvergleich von K-Geld nicht aufgeführt, denn: Kleinsparer dürften durch die teils kompliziert formulierten Konditionen für den Bonuszins verwirrt sein und die vielen weiteren Einschränkungen übersehen. Die Bank schafft es im Kontobeschrieb auf ihrer Website, auf wenigen Zeilen Text mehrere Sternvermerke mit Einschränkungen zu machen. Florian Schubiger von der Vermögenspartner AG in Winterthur ZH sagt dazu: «Die Bedingungen für den maximalen Zinsbonus sind teils so kompliziert formuliert, dass sogar ein Finanzexperte zweimal rechnen muss, um den effektiven Zinssatz herauszufinden. Ein transparenter Zinsvergleich mit anderen Konten ist kaum möglich. Deshalb sind solche Bauernfängerangebote alles andere als kundenfreundlich. » Die Bank Coop sagt dazu: «Richtig ist, dass bei einem Produkt mit Zusatzleistungen mehr Erklärungsbedarf besteht als bei einem Standardprodukt.» Die klassische Falle, in die Zinsjäger tappen: Sie erhalten zum Beispiel den in Aussicht gestellten Zinsbonus von 1 Prozent nicht, weil sie Rückzüge von über 20 000 Franken pro Jahr getätigt haben. Für Beträge über 20 000 Franken gilt zudem eine Kündigungsfrist von 6 Monaten. Um den Zinsbonus zu erhalten, muss noch eine weitere Regel eingehalten werden: Der Bezug des gekündigten Geldes darf nicht innerhalb von 6 Monaten nach Ende der Bonusperiode erfolgen. Sparer werden durch weitere Ausnahmen in die Schranken gewiesen. Nicht vom Zinsbonus profitieren Kunden, die Überträge von anderen Sparkonten der Bank Coop tätigen. Zudem alle, die Guthaben im Dezember abziehen und im ersten Quartal des Folgejahres wieder aufs Sparkonto Plus fliessen lassen. Auch Reiche haben es nicht einfach: Neugeldeingänge sind bis maximal 250000 Franken bonus berechtigt. Fakt ist unter dem Strich: Bei einer einmaligen Einlage von 50 000 Franken beträgt der Zinsertrag nach drei Jahren 1363 Franken (siehe Tabelle).
Mit ihrem verwirrenden Sparangebot ist die Bank Coop nicht alleine: Auch die Credit Suisse wirbt befristet bis Ende Juni mit einem Premium-Zins von 1,75 Prozent auf normalen Spar- und Jugendsparkonten. Auch hier prangt ein dicker Stern hinter dem attraktiven Zinssatz. So hoch werden nur Neugelder verzinst, die von Anfang April bis Ende Juni 2012 eingezahlt werden. Betrag: mindestens 500 und höchstens 250 000 Franken. Einzahlungen nach dem 30. Juni werden zum regulären Sparzins von aktuell 0,25 Prozent verzinst – die Höhe des Normalzinses wird in der Online-Werbung jedoch nicht erwähnt. Ein weiterer Haken: Wer über 50 000 Franken zurückziehen will, muss eine Kündigungsfrist von sechs Monaten einhalten. Pikant: CS-Neukunden, die an der Premium-Zins-Aktion 2011 teilgenommen und ihre Bankbeziehung bereits aufgelöst haben, sind vom diesjährigen Angebot ausgeschlossen. Daniela Häsler von der CS begründet dieses Vorgehen so: «Wir wollen mit dem Produkt langfristig Privatkunden gewinnen.» Der Vergleich in der Tabelle zeigt: Wer bei der CS 50 000 Franken Neugeld über drei Jahre anlegt, erhält einen Durchschnittszins von nur 0,58 Prozent pro Jahr und am Ende 875 Franken ausbezahlt. Obwohl der Zins bei der CS auf den ersten Blick höher erscheint, erhält man beim Sparkonto Plus der Bank Coop mit 1362 Franken somit deutlich mehr – sofern man alle Spielregeln einhält. Eine wichtige Anlegerregel lautet: nur in Finanzprodukte investieren, die man versteht. Diese Regel gilt neu auch für Sparkonten. Zum Vergleich: Beim E-Depositokonto von Postfinance kann man jährlich 100 000 Franken ohne Kündigungsfrist zurückziehen. Die aktuell 0,75 Prozent Zins gibt es ohne Haken für Guthaben bis 500 000 Franken. Über drei Jahre betrachtet fährt man damit sogar besser als beim Premium-Zins-Angebot der Credit Suisse.