Möbelhäuser in der Schweiz verlangen für Designermöbel «Made in Switzerland» oft die vom Hersteller empfohlenen Preise. Wer solche Möbel in Deutschland bestellt, spart meist sehr viel Geld. Das zeigt eine Stichprobe.
Die Preise grenzüberschreitend zu vergleichen, lohnt sich nicht nur für Schweizer Uhren (siehe K-Geld 5/2010) – sondern auch für teure Markenmöbel aus heimischer Produktion. Im Rahmen eines Beratungsgesprächs bekannte ein Möbelverkäufer in Deutschland mit einem Lächeln: «Ich habe grosses Verständnis für Schweizer, die Markenmöbel im Ausland kaufen. Ich habe meinen fabrikneuen Skoda ja auch in Italien 8000 Euro günstiger als in Deutschland erstanden.» Die Stichprobe im Juni bei rund einem Dutzend Fachgeschäften in der Schweiz und in Deutschland zeigt: Schweizer Designermöbel sind im Nachbarland teils über 1000 Franken günstiger (siehe Tabelle im PDF). Verglichen wurden die Preise von sieben Möbelstücken – vom Tisch über Bänke und Stühle bis zum Bettrahmen. Allfällige Verzollungs-, Transport- und Montagekosten für eine Lieferung nach Zürich wurden berücksichtigt, ebenso die unterschiedliche Mehrwertsteuer. Zur Anwendung kam der Umrechnungskurs: € 1.– = Fr. 1.25. Mittlerweile dürften die Preise der deutschen Anbieter sogar noch rund 10 Prozent tiefer sein. Beispiele: Für den Zumsteg- Glastisch «Milano» zahlt ein Käufer bei Pfister den offiziellen Katalogpreis von 4445 Franken. Bei Möbel Dick im grenznahen Lauchringen (D) kostet dasselbe Modell nur 3348 Franken. Ersparnis: rund 1100 Franken. Pfister gibt Käufern mit Kundenkarte wenigstens einen Rabatt von 3 Prozent auf den Katalogpreis. Der Bettrahmen «Bora» vom Hersteller Team by Wellis ist beim deutschen Anbieter Fleiner Möbel rund 1000 Franken günstiger zu haben als bei helvetischen Anbietern wie Teo Jakob und Pfister. Was erstaunt: Möbel Fleiner hat seinen Geschäftssitz nicht etwa in Grenznähe, sondern in Stuttgart. Trotz längerem Transportweg liefert Fleiner günstiger als die meisten Schweizer Anbieter. Wie das möglich ist, erklärt ein Branchenkenner: Schweizer Markenmöbel würden oft nur ins Zollfreilager bestellt und dann von dort wieder in die Schweiz geliefert. So sparen die deutschen Möbelhäuser Transportkosten. Teure Besichtigungsfahrten ins Nachbarland können sich Schweizer Käufer aber sparen – dank informativen Produktblättern im Internet und Ausstellungsmodellen in Einrichtungshäusern.
Deutscher Möbelhändler krebst zurück
Bei fast allen Möbeln hatte Einrichten-Schweigert in Maulburg (D) das mit Abstand günstigste Angebot. Die Preise wollte der Verkäufer aber nicht schriftlich, sondern nur am Telefon bekannt geben. Als dem Möbelhaus nachträglich offengelegt wurde, dass es sich um einen Vergleich für ein Schweizer Anlegermagazin handelt, waren alle erhaltenen Preise plötzlich «komplett falsch». Die Vermutung liegt nahe: Das Möbelhaus befürchtet, dass es aufgrund seiner Tiefstpreis-Politik in Zukunft von Schweizer Markenmöbel-Herstellern nicht mehr beliefert würde. Dass solche Lieferstopps in der Branche üblich sind, bestätigten mehrere Möbelverkäufer. K-Geld hat den Verband Schweizer Möbelindustrie, den Schweizerischen Möbelfachverband und die erwähnten Hersteller mit Fragen zu solch zweifelhaften Lieferstopp-Praktiken und den hohen Preisdifferenzen zwischen Deutschland und der Schweiz konfrontiert. Resultat: Trotz zweimaliger schriftlicher Anfrage reagierten weder die Verbände noch die Hersteller. Schon frühere Recherchen zeigten: Möbelproduzenten sind nicht gerade gesprächig, wenn es um ihre Preispolitik geht.