Schweizer Luxusuhren: In Deutschland meist klar günstiger

Eine Stichprobe von K-Geld zeigt: Die Uhrengeschäfte in der Schweiz und in Deutschland halten sich meist an die vom Hersteller ­empfohlenen Verkaufspreise. Doch es gibt Preisbrecher mit günstigen Angeboten.

Die Schweizer Uhrenindustrie machte 2009 schwere Zeiten durch: Sie verbuchte einen Exportrückgang von rund einem Viertel gegenüber dem Vorjahr. Das ist gemäss Schweizer Uhrenverband der grösste Rückgang seit 1932. Besonders Luxusuhren mit Gewinnmargen von gegen 40 Prozent erlitten hohe Umsatzeinbussen. K-Geld wollte deshalb wissen, ob die edlen Zeitmesser bekannter Schweizer Marken nun zu tieferen Preisen verkauft werden. Im September wurden dazu in einer Stichprobe die Preise von jeweils vier Herren- und Damenuhren bei über einem Dutzend Fachgeschäften in der Schweiz und in Deutschland verglichen (siehe Tabelle im pdf-Artikel).

«Wir halten uns an die empfohlenen Preise»
Der ernüchternde erste Eindruck: In der Schweiz und in Deutschland sind ­dieselben Uhren in vielen Fachgeschäften gleich teuer – obwohl Preisabsprachen illegal sind. «Wir halten uns an die vom Hersteller empfohlenen Verkaufspreise», beteuern mehrere Verkäufer in der Schweiz und in Deutschland. Das Ritual im Uhrengeschäft ist immer dasselbe: Verkäufer greifen zum Katalog des Herstellers und offerieren die vom Anbieter empfohlenen Preise. Von Preiswettbewerb keine Spur. Jean-Daniel Pasche, Präsident des Verbandes der Schweizerischen Uhren­industrie FH, will von Preisabsprachen aber nichts wissen. Er schreibt K-Geld: «Wegen des Kartellgesetzes sind die Händler frei, die Preise selber zu bestimmen. Eine Marke kann die Preise empfehlen, aber nicht befehlen.» Patrik Ducrey von der staatlichen Wettbewerbskommission (Weko) sagt zum Thema empfohlene Verkaufspreise: «Preisempfehlungen werden von uns nur dann als ­problematisch betrachtet, wenn sich diese infolge der Ausübung von Druck oder der Gewährung von Anreizen als Fest- oder Mindestpreise auswirken.»  Zurzeit würden der Weko keine Hinweise auf Druckversuche oder spezielle Anreize der Hersteller vor­liegen. Man untersuche aber momentan den Bereich der mechanischen Uhrwerke. Dabei würden auch die Verhältnisse im Markt für fertige Uhren ­näher betrachtet. Druck auf Fachhändler scheinen Schweizer Uhrenhersteller aber durchaus auszuüben – glaubt man zumindest den Ausführungen von zwei von K-Geld befragten Inhabern von Uhrenfachgeschäften im deutschen Konstanz  und in  Basel. Beide sagen übereinstimmend: «Wer die Ware zu tief unter den empfohlenen Verkaufspreisen anbietet, wird meist nicht mehr beliefert.» Testkäufer der Schweizer Markenhersteller würden die Preise anonym in den Läden prüfen. Der Schweizer Geschäftsinhaber sagt zum Preissystem zudem: «Dieses System hat wenig mit Gewerbefreiheit zu tun.»

Preisvorteile bis weit über tausend Franken
Für Rabattjäger gibt es aber doch Lichtblicke: Der Suppershop in Solothurn bot beispielsweise für mehrere Markenuhren bis zu 18 Prozent Rabatt auf den empfohlenen Verkaufspreis. Das Fachgeschäft ist bei einzelnen Uhren sogar günstiger als Anbieter in Deutschland, die auch vom aktuell tiefen Euro profitieren. Dass Gregor Supper, Eigentümer des Suppershops, in Zukunft nicht mehr beliefert wird, ist für ihn gut denkbar. Dank einer eingravierten Nummer können die Hersteller den ­Verkaufsweg von günstig an­gebotenen Uhren zurückverfolgen. Wer beruflich, ferien­halber oder für den Grosseinkauf in Deutschland weilt, sollte eine Schweizer Luxusuhr aber besser dort kaufen. Bei sehr teuren Uhren beträgt der Preisvorteil in der Regel mehrere hundert Franken. So kostet die Ebel Classic Lady in Stuttgart (D) beim Juwelier Ralf Häffner satte 1384 Franken weniger als zum Beispiel bei Kurz Schmuck und Uhren in Bern. Häffner liefert – wie auch der Suppershop in Solothurn – auf Wunsch die Ware versichert per Post. Bei Häffner kostet das für die Schweiz einen Aufpreis von 50 Euro. Die beiden Preisbrecher sind damit Ausnahmen: Die meisten Fachgeschäfte bieten nämlich aus Kostengründen keinen Postversand an.

In Deutschland gibt es längere Garantie
Ein weiterer Pluspunkt beim Einkauf in Deutschland: Es winkt eine gesetzlich längere Garantie, die bei vielen Uhrenmarken zudem international gilt. Zwei Jahre sind Pflicht – in der Schweiz gibts oft nur ein Jahr. Schweizer Uhrenfachgeschäfte, die eine Marke offiziell vertreten, nehmen auch im Ausland gekaufte Uhren in Reparatur – bei Garantiearbeiten muss man die ausländische Kaufquittung vorweisen. Vom Verkaufspreis in Deutschland kann ein Schweizer Käufer die deutsche Mehrwertsteuer von 19 Prozent in Abzug bringen und 7,6 Prozent Schweizer Steuer dazuschlagen. Zollgebühren fallen bei der ­persönlichen Einfuhr einer einzelnen Uhr für den ­Eigengebrauch nicht an. Nicht vergessen: Verlangen Sie, dass der Verkäufer in Deutschland eine amtliche Ausfuhrbescheinigung («grüner Schein») ausfüllt. Diese muss man im deutschen Zollbüro an der Grenze abstempeln lassen. Das Verkaufsgeschäft stattet dann die deutsche Mehrwertsteuer beim nächsten Einkauf zurück – nach Vorweisung des grünen Scheins und der Kaufquittung. Zudem: In Deutschland sind die auf Nachfrage offerierten Barzahlerrabatte mit 10 Prozent doppelt so hoch wie in der Schweiz. Aber nicht alle Fachgeschäfte bieten Preisnachlässe an. Tipp: Hartnäckig nachfragen und ein konkretes Kaufinteresse zeigen. Das Rabattsystem funktioniert bei Luxusuhren gemäss ­einem Branchenkenner wie folgt: «Je teurer und bekannter die Marke, desto weniger Rabatte liegen drin.»  Kein Wunder also, dass es im Omega Shop in Bern auch auf eindringliche Nachfrage keinerlei Rabatte gibt. Begründung: Rabatte würden dem Luxusimage der Marke schaden.

Online-Einkauf von Luxusuhren kaum möglich
Wer die Preise im Internet vergleichen will, surft meist ins Leere. Das Preisvergleichportal Toppreise.ch zum Beispiel listet nur Uhren im tiefen Preissegment auf. Jörg Schlimm von Toppreise.ch sagt dazu: «Im ­Luxusbereich haben die Händler meist kein grosses Interesse daran, mit anderen verglichen zu werden. Die Hersteller sind noch weit weniger begeistert von Preisvergleichs­portalen.» Schon im Jahr 2000 sah sich auch die Weko im Internet um und wunderte sich, wie einhellig die Branche auf den Online-Verkauf verzichtet. Trotz damals eingeleiteter Untersuchung hat sich daran bis heute gemäss Recherchen von K-Geld nichts geändert.

Fazit: Wer bei Preis­brechern in Deutschland Luxusuhren kauft, kann dank höherer Barzahlungsrabatte und tiefen Eurokurses viel Geld sparen und von besseren Garantieleistungen profitieren. Zu­mindest so lange bis sich die Schweiz an die höheren Standards in der EU anpasst – entsprechende Vorstösse sind im Parlament am Laufen. Bekanntlich ticken die Uhren in der Schweiz beim Stichwort Konsumentenschutz immer etwas lang­samer.

Tipps

  • Setzen Sie auf renommierte und bekannte Marken: Funk­tionale und gepflegte Rolex-Uhren zum Beispiel erzielen auf dem Secondhand-Markt auch nach vielen Jahren noch ­Top-Preise.
  • Bevorzugen Sie mechanische Uhren mit einem Uhrwerk aus einer bekannten Manufaktur.
  • Setzen Sie auf kratzfeste Gläser wie beispielsweise Saphirglas.
  • Uhren mit Edelsteinen haben meist eine höhere Wertigkeit.
  • Geben Sie die Uhr alle fünf Jahre in Revision und lassen Sie sich den Service bescheinigen.


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