Günstige Hypotheken als Lockvogel

Wer von einem Versicherer eine Hypothek will, muss auf der Hut sein: Statt einem günstigen Kredit gibt es schnell einmal Offerten für eine Lebensversicherung oder andere Versicherungsprodukte.

Der 34-jährige Hanspeter Brunner (Name geändert) lebt mit seiner Ehefrau und dem zweijährigen Sohn in einem Bergdorf im Kanton Wallis. Die Familie ist finanziell gut abgesichert: Sollte der gut verdienende Brunner sterben, würde seine Frau dank einer Todesfallrisiko- Police von der Basler Versicherung 200000 Franken erhalten. Damit könnte sie unter anderem auch die Hypozinsen zahlen. Auf dem Haus lastet eine Hypothek der Raiffeisen-Bank von 400000 Franken.

Der Swiss-Life-Vertreter kam persönlich bei Brunners vorbei
Brunner ärgerte sich seit langem über den hohen Jahreszins von 3,85 Prozent für seine Festhypothek. Zudem überlegte er sich, eine Erwerbsausfallversicherung abzuschliessen. Würde er infolge Krankheit dauerhaft arbeitsunfähig, wäre seine Familie besser abgesichert. Die Hypothek der Raiffeisen lief im August 2012 aus. Brunner suchte daher eine preiswertere Nachfolgelösung: Er las in einem Anlegermagazin einen Beitrag mit dem Angebot des Versicherungskonzerns Swiss Life. Diese bot eine 10-jährige Festhypothek für nur 1,86 Prozent Zins an. Brunner verlangte per E-Mail eine Offerte. Kurt Berger (Name geändert) von der Swiss-Life-Generalagentur in Visp reagierte per Telefon. Brunner: «Er wollte unbedingt zu uns nach Hause kommen.» Bei der ersten Beratung gab sich der Swiss-Life-Mitarbeiter unverbindlich. Beim zweiten Besuch präsentierte er Brunner statt einer Hypothek eine Reihe von Offerten für Lebensversicherungen der dritten Säule für ihn und seine Frau – mit Vertragslaufzeiten von über 30 Jahren. Dabei hatte Brunner neben der Hypothek nur nach einer Erwerbsausfallversicherung gefragt. Und diese war nun plötzlich Bestandteil eines teuren Gesamtpakets.

«Gebietsbezogene Einschränkungen bei der Kreditvergabe»
Hanspeter Brunner wusste, dass solche langfristigen Verträge bei einer vorzeitigen Kündigung mit hohen Einbussen verbunden sind. Er schlug deshalb alle Offerten aus. Berger erklärte der Familie, dass sie von Swiss Life keine Hypothek erhalten würden. Brunners Wohngemeinde zähle zu einer Randregion, die Swiss Life nicht bediene. Gegenüber saldo hält Swiss Life dagegen fest: «Grundsätzlich vergibt Swiss Life Hypotheken in der ganzen Schweiz.» Laut Swiss-Life-Mediensprecher Florian Zingg gibt es «gebietsbezogene Einschränkungen in der Kreditvergabe aufgrund der Bewertung der Immobilien und deren Belehnung». Die Familie Brunner konnte schliesslich doch noch eine 10-jährige Festhypothek abschliessen – zu einem Jahreszins von 1,9 Prozent. Der Kreditgeber: Die Raiffeisen-Bank – genau wie bisher.

Zurückhaltende Versicherungen
Als Faustregel für eine Hypothek gilt: Die finanzielle Belastung durch den Kredit sollte einen Drittel des Jahreseinkommens nicht überschreiten. Ein früherer saldo-Vergleich (14/11) zeigt: Bei der Tragbarkeitsprüfung gibt es bei Banken und Versicherungen grosse Unterschiede. Mehrere saldo bekannte Fälle von Kreditnehmern sowie eine Umfrage bei Versicherungen zeigen: Sie sind oft zurückhaltender bei der Vergabe von Hypotheken als Banken. Versicherer dürfen gemäss der Finanzmarktaufsicht keine «Luxus- und Liebhaberobjekte, Ferienwohnungen respektive Ferienhäuser oder Objekte im Ausland» finanzieren. Der Grund: Sie leihen im Hypothekargeschäft Vorsorge- und Prämiengelder ihrer Kunden aus. Sicherheit steht bei solchen Kundengeldern im Vordergrund. Die Zürich-Versicherung beschränkt die Belehnung von Eigenheimen auf maximal 75 Prozent des Verkehrswerts. Aber auch Banken geben sich je nach Objekt und Region zurückhaltend: Die Zürcher Kantonalbank belehnt eine Immobilie an einer schlechten Lage weniger hoch als ein Objekt an guter Lage. Bei schlechter Lage erhebt die Bank zudem einen Risikozuschlag – eine gängige Praxis.

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